Warum ich sooft wie möglich ein Stativ benutze

Donnerstag, 16. September 2010

Ein Gastbeitrag von Thomas Zilch – Betreiber der Seite www.publicbrain.de

In unserer schnelllebigen Welt wirkt ein Stativ wie ein Anachronismus: Es ist meist sperrig und schwer und es dauert, bis es aufgebaut und justiert ist. Außerdem ist ein gutes Stativ zusammen mit dem passenden Stativkopf nicht gerade billig. Hinzu kommt, dass neuere Kameras ein gutes Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten besitzen und immer öfter eine „Anti-Wackel- Technologie“ bereits eingebaut haben.

Genug Gründe also, um auf ein Stativ zu verzichten?

Ich möchte zeigen, warum es trotz der oben genannte Gründe – die für sich genommen natürlich richtig sind – gut ist, ein Stativ zu benutzen. Mein Steckenpferd ist die Naturfotografie und am liebsten bin ich allein in der Natur unterwegs. Dann kann ich mich ganz auf die Fotografie konzentrieren und auch mal längere Zeit um einen Pilz oder ein Blüte herumschleichen, bevor ich das erste Bild mache. Oder ich warte geduldig, bis das richtige Licht herrscht. Nur mit dem Stativ kann ich in aller Ruhe den Ausschnitt festlegen, korrigieren, wieder neu festlegen.

So zu Fotografieren bedeutet für mich die pure Erholung

Das Resultat sind bessere Bilder, ganz einfach. Zum einen, weil die Komposition des Bildes durch die erzwungen langsamere Vorgehensweise überlegter vonstatten geht und zum anderen natürlich, weil durch das Stativ ein Verwackeln nahezu ausgeschlossen ist.

Aber es gibt noch mehr Gründe für den Einsatz eines Stativs, z.B. sehr lange Belichtungszeiten. Mit diesen hat man es nicht nur bei Nachtaufnahmen zu tun, was naheliegend ist, sondern auch bei Verwendung eines Graufilters. Zwei Gründe gibt es, warum man diese Filter in der Landschaftsfotografie oft einsetzt:
Zum Erzielen längerer Belichtungszeiten, damit Bäche, Flüsse, Wasserfälle schön verwischt dargestellt werden und um eine größere Schärfentiefe zu erhalten. Eine kleine Blende hat eine längere Belichtungszeit zur Folge.

Ohne Stativ gibt es also oft nur verwackelte Bilder. Ein weiterer Einsatzzweck sind lange Brennweiten: Je nach verwendeter Blende und Umgebungshelligkeit kommt man mit Teleobjektiven sehr schnell in einen Verschlußzeitenbereich, wo das Fotografieren aus der Hand nicht mehr sinnvoll ist. Man muss sich nur die alte Regel in Erinnerung rufen: Die längste Verschlusszeit ist kleiner dem Kehrwert der Brennweite. So sollte man bei 200mm Brennweite eine Verschlusszeit von längstens 1/200 s einstellen.

Gerade bei langen Brennweiten ist auch der Einfluss von Vibrationen durch Wind oder Berührungen nicht zu unterschätzen. Das kann man leicht selbst ausprobieren: Setzt die Kamera mitsamt Teleobjektiv aufs Stativ, blickt durch den Sucher, und tippt leicht gegen ein Stativbein. Je nach Stabilität des Stativs kann man teilweise beachtliches Gewackel beobachten.

Genügend Gründe also, ein stabiles Stativ zu verwenden, wann immer es möglich ist! Dass zusammen mit dem Stativ auch immer ein Fernauslöser und falls vorhanden, die Spiegelvorauslösung zum Einsatz kommen, versteht sich von selbst.

Aber zugegeben, es kostet schon Überwindung, stets ein Stativ mitzunehmen. Immer schaffe ich das auch nicht. Und es ist auch nicht immer angebracht, z.B. wenn man inmitten von Menschenmengen fotografiert oder wenn es schlichtweg nicht erlaubt ist.

Bisher verwendete ich ein Manfrotto 055 CLB, ein Aluminiumstativ, dessen Gewicht wirklich nicht zu verachten ist. Dafür bietet es genügend Stabilität für eine DSLR mit angesetztem 2,8/80-200 Telezoom. Seit kurzem besitze ich ein Carbonstativ Feisol CT-3401. Die Stabilität ist gefühlt etwas besser als beim Manfrotto, aber das Gewicht ist wegen des leichteren Materials deutlich geringer. Und deshalb ist es viel öfter dabei als das Manfrotto.

Und das Resultat: Bessere Bilder!